Entgiftung #11: Das Ende

Ich sitze hier, wo wir immer saßen. Wo wir saßen zu dem Zeitpunkt, als „wir“ wirklich noch „wir“ bedeutet hat. Die Menschen, die ich hier kennengelernt habe, die ich liebgewonnen habe, sie sind jetzt alle schon weg. Alle nach Hause, alle wieder ins Leben gestartet. Wir waren eine gute Gruppe. Eine fantastische Gruppe, von der jetzt nur noch ich übrig geblieben bin. Weil ich am längsten geblieben bin. Ich, das kleine Radauplätzchen, war wieder einmal ein Sonderfall. Ein ungewöhnlicher Fall. Die Worte der Thera gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Unser Abschlussgespräch musste leider ausfallen, weil sie krank ist. Aber ich werde ihr schreiben. Werde ihr einen Brief dalassen, in dem ich ihr alles mitteile, das ich ihr noch zu sagen habe. In dem ich sie bestärken möchte und ihr Mut machen, dass sie die Fähigkeiten haben kann, auch mit ungewöhnlichen Fällen arbeiten zu können, wenn sie sich nur mehr zutraut.

Von unserer Gruppe haben es viele nicht geschafft. Viele sind schnell rückfällig geworden. Die „80%-Quote“ erfüllen wir fast, und es nimmt mich mit. Obwohl ich sie alle noch nicht lange kenne. Aber irgendwie kennen wir uns doch gut genug, weil wir unser Innerstes kennen, und mit jedem, der sich meldet und von einem Rückfall erzählt, zerbricht meine Seele ein bisschen mehr. Ich hoffe so sehr, die letzten halten durch…

Morgen fahre ich nach Hause. Wobei.. nein. Nicht nach Hause. Zu einem ehemaligen Mitpatienten für ein paar Tage, er hilft mir ein bisschen, wieder im Leben Fuß zu fassen. Ich bleibe substituiert. Muss zwar die ersten paar Monate mein Leben ganz schön ändern dafür, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich lohnt.

Ich bin froh, hier gewesen zu sein.